Studien der Vereinten Nationen zufolge werden im Jahr 2050 drei Viertel der Weltbevölkerung in Städten leben – ein Trend, der Stadtentwickler vor enorme Herausforderungen stellt. Bei der erstmals durchgeführten Veranstaltung „Leading – Concepts & Cuisine“ stand am 5. September in Wien innovative Stadtentwicklung am Beispiel der Hafen-City Hamburg und der Gateway Gardens in Frankfurt im Vordergrund.
Wien, am 6. September 2017. In Österreich leben bereits jetzt über 60% der Menschen in Städten, in Deutschland mehr als 70% – Tendenz weiter stark steigend. Dieser Trend bringt für Stadtentwickler heute und morgen große Herausforderungen mit sich. Großprojekte wie die HafenCity Hamburg oder Gateway Gardens in Frankfurt am Main demonstrieren, welche zentrale Rolle innovative Immobilienprojekte in der Stadtentwicklung der Zukunft einnehmen.
Mit „Leading – Concepts & Cuisine“ hat das Tiroler Medienunternehmen Ablinger.Garber gemeinsam mit Partnern wie BSH, eine neue Veranstaltungsreihe initiiert, deren Auftakt am 5. September in der Favoritner „Stilarena“ in Wien stattfand: Im Gebäude der BSH Hausgeräte Ges.m.b.H im 10. Gemeindebezirk hatten Immobilienexperten dabei die Möglichkeit, sich aus erster Hand über erfolgreiche Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland zu informieren. Als Gastredner konnten Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, sowie Kerstin Hennig, Geschäftsführerin der Gateway Gardens GmbH, gewonnen werden. BRANDMEDIA ist Partner der Veranstaltung.
„Menschelndes“ Business-Quartier in Frankfurt
Im Rahmen ihres Impulsvortrages erläuterte Kerstin Hennig die Hintergründe zum 2005 gestarteten Projekt Gateway Gardens, das bis 2025 in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Flughafens und des Stadtwaldes auf einem früheren Stützpunkt der US-Armee realisiert werden soll. Am neuralgischen Verkehrsknotenpunkt sind rund 335.000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs – der Flughafen ist mit 80.000 Mitarbeitern einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Bundesrepublik. In Gateway Gardens werden weitere 18.000 Stellen geschaffen. „Die Vorgabe war, ein innovatives Business Quartier für Frankfurt zu kreieren – Wohnen ist aufgrund der gesetzlichen Lärmschutz-Vorgaben dort nicht möglich. Eine Stadt lebt aber vom Mix und von den Menschen, insofern ist es unsere spannende Aufgabe, dennoch Leben und vor allem Lebensqualität anzusiedeln“, berichtete Kerstin Hennig. So gebe es mehrere treibende Faktoren in der Entstehung von Gateway Gardens: Nachhaltigkeit mit grünen, vernetzten Konzepten, „New Work“ – die Schaffung eines angenehmen Arbeitsumfeldes in Zeiten der großen Digitalisierungswelle –, Stadtentwicklung und Mobilität.
„Wir schauen uns Zukunftstrends an und lassen diese einfließen, etwa Co-Working, aber auch das gemeinsame Verbringen von Freizeit. Wichtig ist, dass es menschelt, es braucht nicht nur Büroräume, sondern etwa auch Cafés, Sport- und Freizeitmöglichkeiten“, so Hennig.
Urbane Transformation in Hamburger HafenCity
Über Strategien urbaner Transformation referierte schließlich Jürgen Bruns-Berentelg. Er zeigte auf, dass das Hamburger Hafenareal in den 1990er-Jahren noch deutlich untergenutzt war und man in der Hansestadt daher ein neues Konzept ausarbeitete – die HafenCity Hamburg.
Der erste Spatenstich auf dem fast 160 Hektar großen Gebiet, das an die Innenstadt angrenzt, erfolgte 2001 – bis Mitte der 2020er sollen hier insgesamt ca. 7.000 Wohnungen und Arbeitsplätze für rund 45.000 Menschen entstehen. Es handelt sich dabei um das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas.
„Wir mussten für die Kompatibilität von Hafen und HafenCity sorgen und standen vor vielen planungstechnischen Herausforderungen, etwa was das Thema Hochwasserschutz anbelangt. Künftig sollen rund 42% Büro- und 34% Wohnflächen vorhanden sein, der Rest setzt sich u.a. aus Kultur, Gastro und Freizeit zusammen“, erläuterte Jürgen Bruns-Berentelg.
Der Weg zum globalen Dorf
An der abschließenden Diskussionsrunde zum Thema „Gebaute Zukunft – Die Stadt wird zum Global Village“ nahmen neben Kerstin Hennig und Jürgen Bruns-Berentelg auch Klaus Wolfinger (Vizepräsident Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft) sowie Andreas Trisko (Abteilungsleiter MA 18 der Stadt Wien) teil. „Das ganze Leben verändert sich und Anforderungen an Städte verändern sich eben auch – Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Der Städtebau ist die höchste Kulturleistung, die wir Menschen geschaffen haben“, bekräftigte Andreas Trisko und ergänzte, dass „softe Faktoren“ zunehmend entscheidend seien: Wie es sich also für die Menschen anfühle, in einer Stadt zu leben. Er hob zudem den positiven Weg Wiens, das zu mehr als 90% verbaut sei, in Richtung Smart City hervor.
Klaus Wolfinger sieht in der Veränderung der Städte eine Chance: „Gerade ein lebendiges Erdgeschoß kann mehr Lebensqualität bieten – diese Flächen dürfen nicht nur reine Handelsplätze sein. Wien hat dahingehend in der Vergangenheit ein paar Rückschritte gemacht, ist nun aber auf dem Vormarsch.“ Einig waren sich alle, dass die Städte der Zukunft gerade auf nachhaltige Mobilität setzen müssten, wegweisend seien dabei etwas Carsharing oder die Reduktion von Stellplätzen. Auch autonomes Fahren, intelligente Beleuchtungs- und Müllentsorgungssysteme oder Veränderungen in der Bauweise mit Holz oder hybriden Formen werden neue Stadtentwicklungskonzepte prägen.