{"id":975,"date":"2012-11-22T12:43:51","date_gmt":"2012-11-22T11:43:51","guid":{"rendered":"http:\/\/www.brandmedia.cc\/?p=975"},"modified":"2013-03-26T19:46:36","modified_gmt":"2013-03-26T18:46:36","slug":"printmedien-marktveranderung-oder-tiefe-krise","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.brandmedia.cc\/it\/printmedien-marktveranderung-oder-tiefe-krise\/","title":{"rendered":"Print: Marktver\u00e4nderung oder Krise?"},"content":{"rendered":"
Was ist da blo\u00df los? Die traditionsreiche Frankfurter Rundschau ist am Ende, die deutsche Financial Times wird am 7. Dezember eingestellt, die \u00f6sterreichischen Qualit\u00e4tszeitungen \u201eDiePresse\u201c und \u201eWirtschaftsblatt\u201c greifen zu drastischen Sparma\u00dfnahmen, legen die Wirtschaftsredaktionen zusammen und k\u00fcndigen Mitarbeiter.<\/h5>\n

Sp\u00e4testens jetzt d\u00fcrfte klar sein, dass es sich beim zuletzt so oft bem\u00fchten Begriff “Medienwelt im Wandel” nicht blo\u00df um eine leere Worth\u00fclse handelt. Der Wandel findet gerade statt und trifft im Besonderen die Printmedien.<\/p>\n

Der Ausl\u00f6ser f\u00fcr diese Entwicklung scheint auf den ersten Blick schnell identifiziert zu sein: das Internet mit st\u00e4ndig abrufbaren, frischen Inhalten und die vielen Social Media Angebote. Eine st\u00e4ndig steigende Flut kostenloser Informationen und Inhalte, die f\u00fcr den interessierten Leser kaum noch zu bew\u00e4ltigen sind. Wer braucht da noch Zeitungen und Magazine?<\/p>\n

Es geht aber nicht um Zeitungen und Magazine an sich, sondern um die Inhalte, die sie anbieten: um den Journalismus. Um die Einordnung und Bewertung von lose durchs Web kursierenden Informationen aus Twitter Feeds und facebook Fanseiten. Journalismus ist ein Handwerk, guter Journalismus ein aufwendiges Handwerk, das etwas kostet und das uns Lesern immer etwas wert sein sollte.<\/p>\n

Ich behaupte, die Printmedien sind an der aktuellen Entwicklung zu einem guten Teil selbst Schuld. Die Printbranche hatte bis vor ein paar Jahren goldene Zeiten erlebt. Man hatte einen unbestrittenen Platz im Spektrum der Meinungsbildner inne, die Ums\u00e4tze entwickelten sich nach oben, die Politik suchte die N\u00e4he und alles zusammen gab den Verlegern wohl das Gef\u00fchl unverwundbar zu sein.<\/p>\n

Allzu un\u00fcberlegt und behebig hat man sich aus dieser Position heraus dem Thema “Online” gestellt, schnell Newsportale geschaffen und \u00fcber diese seine Inhalte kostenlos angeboten – ohne einem dahinterliegenden, funktionierenden Gesch\u00e4ftsmodell, um die Aufbereitung dieser Inhalte zu refinanzieren. Die Folge: Internetuser haben \u00fcber die Jahre gelernt, dass Inhalte nichts kosten, weil es sie ja gratis im Internet gibt. Warum also daf\u00fcr zahlen?<\/p>\n

Die Suche nach passenden Online Gesch\u00e4ftsmodellen gestaltet sich schwieriger denn je, da sich einmal Gelerntes nur schwer \u00e4ndern l\u00e4sst. Aber den Printmedien wird nichts anderes \u00fcbrigbleiben, als weiter nach praktikablen Modellen zu suchen. Die goldenen Zeiten liegen zur\u00fcck, die Printbranche muss sich auf die Hinterbeine stellen. Unprofitable Titel wie eine “Financial Times Deutschland” k\u00f6nnen sich die Verlage, noch dazu in Zeiten der Finanzkrise, nicht mehr leisten.<\/p>\n

Dass das Zusammenlegen von Redaktionen nicht das Heilmittel ist, beweisen Financial Times Deutschland, Capital und B\u00f6rse Online: Die drei hochwertigen Wirtschaftstitel aus dem Hause Gruner & Jahr haben schon 2008 Ihre Redaktionen zusammengelegt: Mit dem Ergebnis, dass heute alle drei Titel schwer angeschlagen in den Seilen h\u00e4ngen. Die ehemals getrennten Redaktionen haben nie zusammen gefunden, die Financial Times Deutschland erscheint am 7. Dezember zum letzten Mal.<\/p>\n

Qualit\u00e4tsmedien mussten bisher nicht unbedingt profitabel sein, die Verlage nahmen sie einfach mit und finanzierten sie mit den Gewinnen anderer Titel. Den Imagewert eines Qualit\u00e4tstitels lie\u00df man sich einiges kosten. Diese Zeiten sind definitv vorbei. Aber was ist die Konsequenz? F\u00fcr unsere Gesellschaft und unser demokratiepolitisches System ist das Ende jedes einzelnen Qualit\u00e4tsmediums ein Schaden: Wer kontrolliert Politik und Wirtschaft? Wer ordnet ein und bewertet? Wer beleuchtet beide Seiten der Medaille? Wer macht Meinung?<\/p>\n

Hierf\u00fcr gibt es einen Markt und es wird auch entsprechende Angebote geben. Von einer tiefen Krise oder gar einem Printsterben zu sprechen ist sicher weit \u00fcberzogen. Vielmehr haben wir es mit einer Marktver\u00e4nderung zu tun, in der der Print seinen Platz erst finden muss und er wird ihn auch finden. Denn letztlich entscheidend sind nicht das Tempo der Informationsverbreitung oder der Verbreitungskanal allein: sondern immer die Qualit\u00e4t und Glaubw\u00fcrdigkeit der transportierten Informationen. Aber auch die Unterst\u00fctzung des Lesers oder Users bei der Meinungsbildung.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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