Auswirkungen des Klimawandels verändern Bergsport und Berufsbild von BergsportführerInnen
Bestimmte Tourenziele sind bereits nicht mehr realisierbar. Alpine Verhältnisse und Gefahrensituationen vor Ort ändern sich nahezu täglich. Planung und Vorbereitung von Bergtouren sowie Sicherheitsvorkehrungen werden noch wichtiger.
Der Tiroler Bergsportführerverband (TBSFV) macht auf die teilweise gravierenden Auswirkungen des Klimawandels auf den alpinen Raum und damit verbunden auf die Schwierigkeiten für die Planung und Durchführung von Bergtouren aufmerksam: Durch Trockenheit und hohe Temperaturen steige etwa die Gefahr von Felsabbrüchen. Wetterphänomene wie niederschlagsarme Winter oder heftige Gewitter verstärken diese Gefahr, sodass kurzfristig entstehende, labile lokale Verhältnisse am Berg quasi das neue Normal sind. „Die Risikolage in den Alpen hat sich durch den Klimawandel deutlich verändert. Damit ändern sich die Zeitfenster für sichere Touren, sowohl im Winter als auch im Sommer, zusehends. Dazu kommt, dass sich lokale Situationen und damit Gefahrenlagen so rasch verändern, dass sie mittlerweile von ExpertInnen vor Ort und tagesaktuell immer neu eingeschätzt werden müssen, denn solche Informationen sind in Echtzeit schlicht nicht allgemein verfügbar“, hält Thomas Rabl, Präsident des Tiroler Bergsportführerverbandes TBSFV, fest. Tourenplanungen müssten daher immer öfter ad-hoc angepasst werden. „Der Druck auf professionelle BergsportführerInnen, insbesondere auf die Berg- und SkiführerInnen, aber auch auf BergwanderführerInnen, SportkletterlehrerInnen und SchluchtenführerInnen, die für die Sicherheit ihrer Tourengäste verantwortlich sind und die ihren Lebensunterhalt im alpinen Gelände verdienen, steigt zunehmend. Unsere Mitglieder werden immer mehr zu Sicherheitsdienstleistern am Berg“, so Rabl.
Nicht zuletzt durch die voranschreitende Gletscherschmelze müssen manche Touren kurzfristig gesperrt werden oder sind gar nicht mehr passierbar. Ob sichere alternative Ausweichrouten angeboten werden können hänge auch davon ab, ob in den infrage kommenden Zeitfenstern auch Hütten geöffnet haben. Dadurch erschwere sich die Angebotsentwicklung von Bergtouren zusätzlich. „Neben den Auswirkungen auf das Berufsbild der BergsportführerInnen geht es hier auch um die touristische Entwicklung von Regionen und damit verbunden um wirtschaftliche Aspekte. Wenn die Möglichkeiten für geführte, sichere Bergtouren in unseren Alpen und deren verlässliche Buchbarkeit schwinden, werden Gäste auf andere Regionen und Länder ausweichen oder sich auf eigene Faust auf den Weg machen“, so Rabl.
BergsportführerInnen werden immer mehr zu Sicherheitsdienstleistern
Gefahrenlagen richtig einzuschätzen, Touren gründlich vorzubereiten und zu planen und Sicherheit bei geführten Touren zu gewährleisten ist traditionell eine der Kernaufgaben der rund 3.000 Mitglieder des TBSFV. Die Auswirkungen des Klimawandels rücken diese Aspekte noch weiter in das Zentrum ihrer Berufstätigkeit. Dementsprechend passt der TBSFV seine Ausbildungsinhalte an. „Im Auftrag des Landes Tirol führt der TBSFV die verpflichtenden, berufsbefähigenden Ausbildungslehrgänge für angehende BergsportführerInnen durch und bietet seinen Mitgliedern darüber hinaus laufend Fortbildungen insbesondere zu den Themen Sicherheit und Technik an. Inhaltlich werden wir künftig den Klimawandel verstärkt berücksichtigen und Auszubildende und Mitglieder intensiv schulen, wie sie mit dessen Auswirkungen auf den alpinen Raum und sich rasch ändernden Verhältnissen umgehen können“, erklärt dazu Rabl. Jedes Jahr absolvieren rund 140 Personen die Ausbildung zum/zur BergwanderführerIn, Berg- und SkiführerIn, SportkletterlehrerIn oder SchluchtenführerIn. Durch ihre Mitgliedschaft im TBSFV erhalten sie zudem umfassenden Versicherungsschutz bei ihrer Berufsausübung.
Zusammenarbeit mit Angebotsentwicklern und FreizeitsportlerInnen essentiell
Rabl appelliert an FreizeitsportlerInnen und Gäste, die geänderten Bedingungen im alpinen Gelände nicht zu unterschätzen und auf die Expertise ausgebildeter und zertifizierter BergsportführerInnen zuzugreifen. Ebenso ruft er Tourismusverbände, Hotels, Gemeinden und weitere Entwickler und Anbieter touristischer Freizeitangebote zur vertieften Zusammenarbeit auf. „Die Mitglieder des TBSFV sind ausgebildete ExpertInnen vor Ort. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten im alpinen Raum bestens, haben im Netzwerk der BergsportführerInnen Zugriff auf Informationen über kurzfristige Änderungen von Gefahrensituationen und sind mit diesem Wissen unverzichtbare Partner, wenn es darum geht, sichere und durchführbare Angebotspakete für Gäste und Einheimische zu schnüren. Der alpine Naturraum wird auch in Zukunft erlebbar sein, aber es wird besondere Sicherheitsvorkehrungen durch ExpertInnen brauchen“, gibt Rabl einen Ausblick.
Qualifizierung Voraussetzung für Sicherheit im alpinen Gelände
Der Alpenraum ist ebenso schützenswertes Naturjuwel und Erholungsraum für SportlerInnen wie Arbeitsort für professionelle BergsportführerInnen. Als serviceorientierter Dienstleister und Kompetenzträger zur Verbesserung von Angebot, Qualität und Risikobewusstsein im Alpinsport sieht sich der Tiroler Bergsportführerverband TBSFV in einer besonderen Verantwortung für die Sicherheit aller, die sich im alpinen Gelände bewegen. Der TBSFV ist Dachverband aller Berg- und Skiführer sowie -anwärter, Bergwanderführer, Schluchtenführer und Sportkletterlehrer. Als Berufsverband vertritt er die Interessen seiner aktuell rund 3.000 Mitglieder und bietet diesen Versicherungsschutz bei ihrer Berufsausübung. Vom Land Tirol ist der TBSFV mit der Durchführung der verpflichtenden, berufsbefähigenden Ausbildungslehrgänge beauftragt und bietet darüber hinaus seinen Mitgliedern laufend Fortbildungen insbesondere zu den Themen Sicherheit und Technik an. Seit 2021 steht Thomas Rabl dem TBSFV als Präsident vor, unterstützt von Geschäftsführer Michael Rosendorfer.
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